Workshop § 14a EnWG

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Schalten, Dimmen und Co. im Niederspannungsnetz
Zu einem Expertenworkshop rund um die Novellierung und die Folgen für Netz- und Messstellenbetreiber lud die IVU nach Fulda ein. Ergänzt um das Know-how der MeterPan GmbH im Bereich Smart Metering, Gateway-Aadministration und CLS-Management, stand die gemeinsame Erarbeitung des optimalen Lösungsszenarios für die Anforderungen im Niederspannungsnetz 2024 auf der Tagesordnung.
Nach den Begrüßungsworten durch Steffen Heudtlaß, Geschäftsführer der MeterPan GmbH, informierte zu Beginn Jan-Hendrik vom Wege, Rechtsanwalt und Partner bei BBH die Anwesenden der Bereiche Netz, Messstellenbetrieb und Shared Service von über 20 Versorgungsunternehmen jeder Größenordnung über die Inhalte des aktuellen Entwurfs des §14a EnWG und den ausgestaltenden Eckpunkten der BNetzA dazu. Die Steuerung von Verbrauchseinrichtungen soll das Dilemma zwischen zunehmender Integration klimawendetauglicher Technologien wie Wärmepumpen und private Ladepunkte mit hohem Leistungsbezug und nicht entsprechend schnell darstellbaren Netzausbau addressieren und lösen. Zahlreiche Herausforderungen wie die Steuerung von Verbrauchseinrichtungen und Hausanschlusspunkten, die Koordinierung ggf. gegensätzlicher Interessen zwischen Netz und Lieferant sowie die Pflicht zur Teilnahme aller Kunden wurden identifiziert und konkretisiert. Update: Zwischenzeitlich hat die BNetzA die 2. Konsultationsrunde gestartet.
 
Im zweiten Teil der Veranstaltung ging Christian Enste, Bereichsleiter energiewirtschaftliche Beratung bei der IVU, genauer auf die Entwicklungen rund um die IT-Systeme ein. Die MaKo 2023 mit Ihren wesentlichen Veränderungen (z.B. Umstellung von E-Mail auf AS4) zum 01.10.2023, 01.04.2024 sowie 01.10.2025 bringt eine grundsätzliche Veränderung und massive Intensivierung der direkten und laufenden Kommunikation unter allen Marktpartnern. Sie bildet die Grundlage für den kurzzyklische Austausch von Steuerbefehlen in großer Zahl zur dynamischen Regelung des Niederspannungsnetzes.
 
Georg Baumgardt, Bereichsleiter Entwicklung sowie verantwortlicher Produktentwickler bei der MeterPan GmbH verdeutlichte anschließend sehr eindrucksvoll das neue Maß an Sicherheit bei der Kommunikation über AS4 sowie die bereits bestehenden Schaltmöglichkeiten mit Smart-Meter-Gateways und Steuerboxen über MeterPan’s MaaS-Plattform. Doch auch die Bereitstellung von Netzzustandsdaten sowie kurzzyklischen Messwerten über intelligente Messsysteme wurde von iIhm dargelegt. Das Thema CLS-Management erhält im Niederspannungs-Smart-Grid eine prominente und tragende Rolle. Seine Wichtigkeit in Kombination mit der Notwendigkeit einer „Niederspannungsnetzleitwarte“ war Konsens in der Runde.
 
Dieser Themenschwerpunkt bildete dann auch die Brücke in den Nachmittag und sorgte bereits beim gemeinsamen Mittagstisch für angeregte Diskussionen. Die Bereitstellung einer derartigen, hochverfügbaren NSP-Leitwarte ist für viele kleine und mittlere Werke kaum darstellbar. Darüber hinaus handelt es sich nach einhelliger Meinung der Fachleute auch nicht um eine kleine Erweiterung einer Mittelspannungsnetzleitwarte sondern hat aufgrund der großen Zahl von Sensordaten, der vielen steuerbaren Assets sowie der möglichen Komplexität der unterschiedlichen Steuerungswünsche in kurzer Zeit (inkl. marktdienlich vs. netzdienlich) ganz eigene Herausforderungen zu meistern.
 
Im offenen Dialog am Nachmittag wurden neben den bereits zuvor erwähnten technischen und organisatorischen Herausforderungen zwei wesentliche und zentrale Aspekte zum „Meistern“ des §14a EnWG sowie der Transformation des Niederspannungsnetzes in das Smartgrid der Zukunft von nahezu allen Beteiligten als zentrale Schlüsselfaktoren identifiziert
 
  • Die mannigfaltigen Aufgaben, neuen Prozesse und auch neuen Möglichkeiten lassen sich nur im Schulterschluss der klassischen „Lager“ kaufmännischer Bereich und Technik bewältigen. Es gibt spätestens mit dem Smartgrid im Niederspannungsnetz im §$14-Regime der BNetzA keine Chance mehr auf Insellösungen oder Abteilungsdenken
     
  • Die Kommunikation der „neuen Welt“ an die Verbraucher und auch Prosumer im Niederspannungsstromnetz stellt vielleicht die größte Herausforderung dar. Innerhalb kürzester Zeit werden für alle Beteiligten neue Rechte und Pflichten geschaffen und führen zu großartigen Möglichkeiten. Nur das fundierte Wissen hierüber abseits einer vielfach populistischen Begleitung des Themas durch die Massenmedien ermöglicht es den Stromkunden, erfolgreich und mit Mehrwert am neuen Markt im Niederspannungsnetz teilzunehmen.
     
Zusammenfassend lässt sich sagen: Mit dem Ausrollen der intelligenten Messysteme haben die Versorgungsunternehmen den Grundstein für die Erfüllung des §14a EnWG gelegt. Nun gilt es allerdings, das Tempo erneut zu steigern und mit der Umstellung auf AS4 im Rahmen der Mako 2023 und der Etablierung einer Niederspannungsnetzleitwarte sowie der Erweiterung des eigenen Messstellenbetriebs um das CLS-Management die nötige Infrastruktur aufzubauen und ans Laufen zu bringen, um ab dem 01.01.2024 erfolgreich weiterhin ihrer wichtigsten Pflicht nachkommen zu können: der Gewährleistung einer sicheren Versorgung durch eine stabiles und leistungsfähiges Niederspannungsnetz.